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Stellt euch vor

Dieses Thema im Forum 'Menschliches und Familie' wurde von Gast gestartet, 13 Juli 2009.

  1. ...es prasselt, als würde jemand Erbsen auf ein Dachfenster fallen lassen, aber es kommt nicht von oben. Es kommt durch das geöffnete Schlafzimmerfenster. Und erst als wir davon wach werden, können wir das Feuer auch riechen und sehen. Als wir nach draußen rennen, beleuchtet der Widerschein des Feuers die Szene mit seinem typisch unruhigen Licht. Außer dem Besitzer des Anwesens und uns ist nur noch ein weiterer Nachbar da. Beide bemühen sich, den Brand mit Gartenschläuchen in Schach zu halten. Der Rest der Leute aus den benachbarten Häusern, der nicht schon im Urlaub ist, verbringt den Sommerabend wohl irgendwo anders bei Freunden und Bekannten. Die Gefahr ist offensichtlich: Die Bauhütte brennt bereits lichterloh und es ist nur eine Frage der Zeit, bis das Feuer auf den Neubau übergreifen wird. „Ich habe die Feuerwehr schon gerufen..." sagt der Besitzer. „Vor 20 Minuten..." fügt er resigniert hinzu. Alle nicken verstehend. Es dauert nun mal seine Zeit, bis die Feuerwehr kommt, wenn man nicht in der Stadt wohnt, wo es eine Berufsfeuerwehr gibt, die rund um die Uhr besetzt ist. Das Problem liegt aber nicht in der Entfernung - das alte Zeughaus liegt nur etwa fünf Minuten von uns entfernt...


    Da hören wir das Martinshorn und man kann auch das Flackern des Blaulichtes schon sehen. Der Besitzer des Grundstückes läuft ihnen entgegen, damit nicht noch mehr Zeit verloren geht. „Mensch - so ein Glück, daß die schon da sind..." seufzt der andere Nachbar erleichtert und blickt auf seinen Gartenschlauch. „Damit kommt man ja wirklich nicht weit..." Nur zwei Mann sitzen im Löschfahrzeug. Und wie zu erwarten, sind es Pensionäre. Einer der beiden, der wie ich weiß schon über 60 ist, aber immer noch sehr dichtes, dunkles Haar hat, verschafft sich rasch einen Überblick. „Der war früher der Kommandant - als die Freiwillige Feuerwehr noch mehr Mitglieder hatte. Unser Glück, daß der da ist... Eigentlich dürfte er in seinem Alter gar nicht mehr..." Der Alte trifft rasch seine Entscheidungen: „Hans, Du versuchst erstmal den Brand mit dem Tankwagenschlauch vom Neubau wegzuhalten, bis ich denen hier gezeigt habe, was zu tun ist... Ihr kommt mit und helft mir, eine Saugleitung vom Löschteich aufzubauen." „Und was ist mit der Bauhütte?" fragte ich. Der Alte sah mich skeptisch an: „Die ist eh nicht mehr zu retten. Die Zeiten, wo wir genug Leute hatten, um einen Brand zu bekämpfen, sind vorbei. Heutzutage verwalten wird hauptsächlich das Feuer, das wir vorfinden. Also los!".


    Eigentlich war es erstaunlich, daß wir den Neubau retten konnten. Und hätten uns die beiden Alten nicht so klare Anweisungen gegeben, wir hätten wohl nie Wasser in die großen Schläuche bekommen. Als wir vor den glimmenden Resten der Bauhütte standen, meinte meine Freundin: „Das war knapp..." „Da haben wir schon Schlimmeres erlebt", entgegnet der Alte. „Das war ja nichts Großes. Wir waren nur viel zu wenige. Erst recht zu wenige Ausgebildete.. zwölf Aktive... damit kommt man nicht über die Urlaubszeit." „Aber warum werden dann nicht mehr ausgebildet?", frage ich. „Weil keiner kommt, wenn man was macht - weil keiner Zeit hat. Eine Jugendgruppe haben wir schon seit zwei Jahren nicht mehr. Freiwillige Feuerwehr - so etwas kostet nun mal Zeit. Die Zeit, die man beim Einsatz nicht hat, die braucht man zum Üben." Er will gerade weiterreden, als ein Piepsen ertönt. Tüt.. tüt.. tüt. „Ein Dreier-Alarm..", sagte der Alte und hält mir den Feuerwehr-Piepser hin. Aber das Gerät hört nicht auf... tüt.. tüt..tüt..


    Tüt.. tüt.. tüt.. - ich schlage die Augen auf. Wie immer drücke ich zuerst auf dem Wecker herum, weil ich denke, daß er es ist. Aber beim Blick auf die Uhr wird mir klar, daß es erst viertel nach drei ist. Samstag nacht. Meine Freundin ist auch wach... „Piepser?" fragt sie schlaftrunken. „Ja", sagte ich, „ein Dreier-Alarm..." Keine Frage, wir werden jetzt rasch in die Klamotten springen und mit dem Auto zum Feuerwehrhaus fahren. Wir wollen es. Wir haben uns freiwillig dafür entschieden. Und deshalb müssen wir jetzt auch - ziemlich egal wann. Ob es draußen kalt oder warm ist. Denn stellt euch vor, es gibt eine Freiwillige Feuerwehr und keiner geht hin...


    Stellt euch vor, es brennt und keiner kommt löschen.....
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  2. AW: Stellt euch vor

    Sicherlich werdet ihr jetzt sagen „ So schlimm ist es doch nicht“, was werde ich antworten „Noch nicht!“. Nur wir sind auf dem besten Wege dahin. Warum? Werdet ihr fragen! Ich könnte wieder nur sagen „die Gesellschaft“, und hätte damit alles gesagt! Das Problem betrifft nicht die Städte mit einer großen Anzahl von Einwohnern, denn wenn es Aufgrund der Größe der Stadt nicht eine Berufsfeuerwehr gibt, ist es in solchen Städten noch relativ einfach genügend Freiwillige zu finden! Doch das eigentliche Problem sind gar nicht die potentiellen Feuerwehrleute selber! Welche Arbeitgeber gibt seinem Personal die Gelegenheit zu einem Einsatz auszurücken! Die Wenigsten! In vielen oft ländlichen Gemeinden ist es oft auch gar nicht möglich, denn wer arbeitet heute noch an seinem Wohnort? So wird versucht Hausfrauen zu rekrutieren, doch auch die klassische Hausfrau ist kaum noch existent! Ich bin nun seit 19 Jahren aktiv in der Freiwilligen Feuerwehr! Auch heute noch neben meinem Beruf! Nur ich selber arbeite knapp 60km von meinem Wohnort entfernt, also des Öfteren für Einsätze am Wohnort nicht verfügbar! Zuvor habe ich in einer Kleinstadt aktiv gedient, dort rückte oft eine Besatzung aus Mitarbeitern der Telekom und der Zulassungsstelle aus meist 7-8 Männer und Frauen. Auf dem Dorf wo ich zuvor wohnte Bestand die Fahrzeugbesatzung oft aus 3Schülern ohne Führerschein, die gerade in den aktiven Dienst übernommen wurden, dem Hausmeister der Schule, einem Lehrer, dem Apotheker und zwei Hausfrauen. Obwohl die Wehr 46 Aktive zählte! Was ich damit sagen will heutzutage benötigen die Feuerwehr und andere Hilfsorganisationen viel mehr aktive Kräfte, also Freiwillige um eine einsatzfähige Truppe darzustellen. Deutschland, Österreich und die Schweiz sind weltweit ein Vorbild was die Schlagkraft von Hilfsorganisationen angeht! Man schaue z.B. nach Griechenland und ihren Waldbränden, freiwillige Wehren nicht vorhanden. Doch ein guter Katastrophenschutz ist nur so gut wie die Menschen die dahinter stehen. Zurzeit haben wir in Deutschland 3 Pflichtfeuerwehren. Die Vierte in Vorbereitung! Wobei zwei davon ins Leben gerufen wurden, weil es Unstimmigkeiten in der Wehr gab! Aber auf Sylt z.B. hatte man einfach nicht genügend Freiwillige, so musste das zuständige Amt Menschen zwangsverpflichten! Also überlegt euch einfach einmal ob ihr nicht selber Dienst in einer Hilfsorganisation leisten könnt und wollt! Denn zu Helfen kann einem auch Spaß machen und einem enorm befriedigen!

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