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Kritik zu Salt

Dieses Thema im Forum 'Musik und Filme' wurde von Alpha gestartet, 24 September 2010.

  1. Alpha

    Alpha Administrator Staff Member

    Salt


    Copyright aller Bilder: Sony Pictures Releasing GmbH

    Originaltitel: Salt
    Herstellungsland: USA
    Erscheinungsjahr: 2010
    Regie: Phillip Noyce
    Darsteller: Angelina Jolie, Liev Schreiber, Chiwetel Ejiofor, Yara Shahidi, Zoe Lister Jones, Gaius Charles, Victor Slezak, James Schram, Cassidy Hinkle, Daniel Olbrychski u.a.

    ---------------- Story -------------------

    Evelyn Salt arbeitet als Agentin für die CIA mit dem Schwerpunkt Russland. Eines Tages verhört Salt einen russischen Überläufer. Dieser lässt in dem wenig inspirierenden Gespräch eine echte Bombe platzen. Ein Attentat auf den russischen und den amerikanischen Präsidenten sei geplant. Der Attentäter: Evelyn Salt. Evelyn versucht daraufhin verzweifelt ihre Kollegen davon zu überzeugen, dass dies eine Lüge sei, doch der Zweifel ist gesät. Obendrein kann Eveline ihren Ehemann Mike nicht mehr erreichen und befürchtet, dass er von den wahren Attentäter entführt wurde. Sie muss handeln und flieht aus der Behörde ... Doch immer mehr scheint sich das Gerücht zu verdichten, dass sie wirklich ein Schläfer ist ...

    ---------------- Kritik -------------------

    Auf Eurospsort lief unlängst ein Fußballspiel, bei dem die Fans beider Mannschaften wieder einmal frei drehten. Der Moderator der Partie stellte daraufhin umgehend fest, dass man solche Bilder eigentlich gar nicht mehr sehen wolle und er die Bilder am liebsten gar nicht zu uns Zuschauern senden würde. Soviel Sendungsbewusstsein hätte Kurt Wimmer beim Verfassen seines Drehbuchs zu Salt gut zu Gesichte gestanden, denn dieses ist eine wirklich sehr krasse Räuberpistole geworden, bei der man permanent das Gefühl hat, dass dieser Film mit seinem extrem überspitzten und fast schon grotesken Kalter Kriegs Szenario bereits in den 80ern hoffnungslos überholt und veraltet gewesen wäre. Und mit zunehmender Laufzeit wird man auch das dumpfe Gefühl nicht los, dass man das Thema Schläfer in unseren aktuellen Zeiten wirkungsvoller, glaubwürdiger und intensiver hätte umsetzen können. Für Wimmer stellten sich diese Fragen offensichtlich nicht. Auch diverse Logiklöcher schienen ihn nicht sonderlich zu tangieren. Stattdessen rührte er einfach einen Overload Auf der Flucht, Jason Bourne und James Bond unter und fertig war die Saltsoße ...



    Als Actionfan der ersten Stunde muss ich aber freilich auch erwähnen, dass die Story, so hanebüchen sie auch sein mag, zumindest ihren Zweck erfüllt und den Film mühelos von Punkt A zu Punkt B führt, ohne sich in sinnlosen Nebenplots zu verheddern. Stattdessen gibt Regisseur Phillip Noyce von Beginn an ordentlich Gas und versucht mit Tempo die irre Story ein wenig zu überspielen. Hier und da funktioniert das gut, an anderen Abschnitten spürt man aber auch, dass man zunehmend eine extrem abwehrende Haltung zum Film an sich entwickelt.

    Das liegt auch und vor allem an der meines Erachtens fehlbesetzten Angelina Jolie. Sie wirkt einfach durchgehend viel zu glamourös für die Rolle und irgendwie hat man als Zuschauer nie das Gefühl, mit Evelyn Salt mitzufiebern. Vielmehr schaut man halt Frau Jolie zu. Das beginnt schon in den ersten Minuten, wo sie die graue Agentenmaus geben soll. Entstellt durch eine potthässliche blonde Frisur und nach der Methode „Euch zeig ich’s mit dem Holzhammer“ immer in grau gekleidet, nimmt man ihr diesen Aspekt ihrer Rolle nie ab, zumal sie recht emotionslos und im Standgas agiert, weshalb ihr Liev Schreiber als Agentenkollege direkt die Show stiehlt. Im nächsten Abschnitt darf Frau Jolie die potthässliche Blondfrisur unter einer Mütze verstecken und wirkt, als wolle sie Philadelphia 2 drehen. Beständig hat man(n) in diesem Abschnitt das Bedürfnis sie zu füttern. Sie sieht wirklich einfach zum Fürchten aus und sofort denkt man wieder nicht an Salt, nein, man denkt an den Star hinter der Figur und diverse Gerüchtchen. Danach kommt der schlimmste Abschnitt. Hier wird Frau Jolie von Regisseur Noyce beständig überinszeniert. Die Kamera schwebt um sie herum, klebt an ihr, umschmeichelt sie ... und inszeniert sie wie ein Topmodel, was durch Frau Jolies arrogantes, nicht aus dem Gesicht weichendes Lächeln nur unterstrichen wird. Richtiggehend grotesk wird diese Szenerie, wenn Salt bei ein paar Lumpenrussen einkehrt. Diese sind natürlich alle dreckig bis zum geht nicht mehr, hausen in einem verrosteten Kahn und sollen uns als Komplizen Salts verkauft werden. Diese schwebt derweil in Gestalt von Frau Jolie septisch durch den Raum und scheint fast engelsgleich zu strahlen. Wie glaubwürdig das Ganze rüberkommt, muss ich hoffentlich nicht erst erwähnen. Dann steigt eine absolut witzlose, richtiggehend trashige „Frau Jolie spielt einen Mann“ Show, die durch lachhafte Make Up Effekte die Frage aufwirft, was das für ein Wesen sein soll, dass Frau Jolie da spielt. Und dann, endlich, steigt der Showdown. Frau Jolie bekommt einen harten Schwinger auf die Nase und ihr Gesicht ertrinkt förmlich in Blut und *pamm*, zum ersten Mal funktioniert die Figur der Salt, da sie ENDLICH menschlich wirkt, verletzlich rüberkommt und das Powerfrauenelement einfach nur eine Facette der Figur ist und nicht eine aufgesetzte Maske. Leider ist es an diesem Zeitpunkt schon viel zu spät.



    Ich fand aufgrund der Besetzung der Figur mit Angelina Jolie und der Art und Weise, wie sie Salt anlegte, nie in den Film und war ab der Hälfte des Filmes eigentlich nur noch damit beschäftigt, an meiner Uhr herumzunesteln. Zumindest verpasste ich einem meiner Begleiter an diesem Kinotag einen echten Lachflash, indem ich einfach mal offenkundig machte, wie wenig Salt und wie viel Jolie ich da auf der Leinwand sah. Als also Salt in einer Szene zu einem kleinen schwarzen Mädchen ins Zimmer kletterte, raunte ich zu meinen Sitznachbarn: Pass auf Kleine, die will dich adoptieren. Erstaunlicherweise verfehlte dieser platte Spruch seine Wirkung nicht. Leider ist der Film auch noch komplett auf Frau Jolie ausgerichtet, so dass es auch kaum Ablenkung von diesem Elend gibt. Eine Ausnahme stellt zumindest zu Beginn Liev Schreiber als ihr Agentenkollege dar. Sinnigerweise verschwindet er kurz darauf so auffällig aus der Handlung, dass man den „Twist“ gegen Ende der Geschichte vollkommen leicht erraten kann und Wimmer enttäuscht einen dahingehend dann auch nicht. Zumindest darf Chiwetel Ejiofor ENDLICH mal gegen sein Gutmenschimage aus 2012 und Co. anspielen.

    Inszenatorisch macht Salt dagegen gar nicht so viel verkehrt. Die Optik ist kalt und abweisend, was den Ansatz, hier eine Art weiblichen Bourne zu installieren, ganz gut unterstreicht, dem Streifen selbst aber auch verdammt gut steht. Diverse dynamische Kamerafahrten kommen sehr edel herüber und zeigen, dass Noyce trotz vier Jahren Regieabstinenz nichts verlernt hat. Leider lässt er sich bei der Gestaltung der Action ein wenig zu sehr von den aktuellen Actionstreifen inspirieren. Vermutlich auch um Frau Jolies mangelhafte Kampfsportfähigkeiten zu verschleiern, geht er immer mitten rein in die Action und lässt die Übersicht ordentlich leiden. Und diverse sichtbare Wireworkeinlagen (die Verfolgungsjagd über LKW Dächer und die lächerliche Aufzugschachtspringerei seien genannt) stehen dem realistischeren Actionansatz ziemlich im Wege. Auch eine gewisse Blutarmut ist zu verzeichnen, dennoch macht die Action im Großen und Ganzen Laune und hat ein paar sehr hübsche Momente zu bieten. Die Russenballerei sei stellvertretend als Highlight genannt. Die Action treibt ein starker, leider themenfreier Soundtrack von James Newton Howard an.



    ---------------- Fazit -------------------

    Wie schwach Salt letztlich ist, beweist die Tatsache, dass mir als Actionfan Logikprobleme und Anschlusslöcher schon beim ersten Ansehen aufgefallen sind, was niemals passiert, wenn mich ein Actionhammer wirklich packt oder zumindest gut unterhält. Angelina Jolie passt für mich einfach nicht in den Film, die Story ist hanebüchen bis ins Mark und wird wenig inspiriert aus diversen Versatzstücken des Genres zusammenstückelt und das ganze Konzept hinter dem Film wirkt uneinheitlich und unüberlegt. Dennoch ist der Film kein Totalreinfall. Das Tempo ist stimmig, Einzelszenen wissen durchaus zu begeistern und letztlich ist es schon erfrischend gaga, wenn man sieht, wie ironiefrei und ernst man eine vollkommen abstruse Geschichte auch aufziehen kann. Unter Trashaspekten macht das dann sogar durchaus Laune. Als Beginn einer Saltreihe kann ich nur sagen: Bitte nicht!

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